Halo 03-2020
24 | HALOKAZ Ein Stück Geschichte weniger Alte Feldscheune in Borsum weicht Regenrückhaltebecken für neues Baugebiet Über einen Zeitraum von 109 Jahren hat sie Sturm, Gewitter und Regen überstanden. Jetzt wurde die 45 Meter lange und 18 Meter breite alte Feldscheune am nördlichen Dorfrand von Borsum abgerissen. A n ihrer Stelle soll dem- nächst ein großes Regen- rückhaltebecken für das geplante Baugebiet „An der Filder- koppel“ für mehr als 60 Baugrund- stücke zwischen Martinstraße und Feldscheune entstehen. Die Feldscheune hatte der ehe- malige Hofbesitzer Heineke im Jahr 1911 dort errichtet, um darin wetterfest zu arbeiten, Getreide nach der Ernte mit Hand oder spä- ter Dreschmaschine zu dreschen und Stroh in den Fächern zu lagern. Später diente die zehn Meter hohe Scheune auch zur Unterbringung von Landmaschinen oder anderen Gerätschaften. In den ersten Jahren stand die Scheune noch weit außerhalb der geschlossenen Ortslage im freien Feld. Erst nach dem Zweiten Welt- krieg ist die Bebauung im Norden von der Martinstraße auf die Höhe der Scheune herangewachsen. Selbst die Erschließungsstraße des Baugebietes „Rielacker II“ in Rich- tung Bründeln wurde im Jahr 1972 zur „Feldstraße“ ernannt. In den 60er und 70er Jahren dien- te die Scheune sogar schon mal für zwei Dorffeste. In den letzten zehn Jahren wurde darin nur noch Alt- papier und Stroh zwischengela- gert. Die Fläche mit der in die Jahre gekommenen Scheune hatte die Gemeinde Harsum vor einiger Zeit gekauft, um dort das Rückhaltebe- Da steht sie noch, die 109 Jahre alte Feldscheune am nördlichen Dorfrand von Borsum. Möchten Sie den Dreck von 1,97 Millionen Niedersachsen einatmen? Diese provokante Frage richtet die Klärschlamm-Initiative Hildes- heim an alle Einwohnerinnen und Einwohner im Umkreis um das Hil- desheimer Hafengebiet und in den Gemeinden Harsum und Giesen. N iedersachsen hat knapp 8 Millionen Einwohner. Der Klärschlamm von 25% der Niedersachsen (fast 2 Millio- nen) soll aus 57 Kläranlagen nach Hildesheim transportiert und am Hildesheimer Hafen verbrannt werden. Die Kommunale Nähr- stoffrückgewinnung Niedersach- sen GmbH (KNRN) als Tochter der Stadtentwässerung Hildesheim AöR plant am Hildesheimer Hafen die Errichtung und den Betrieb ei- ner Mono-Klärschlammverbren- nungsanlage ab Ende 2024. Die Initiative begleitet das Pro- jekt kritisch und hat einen Verein gegründet, um den Belangen der Menschen und des Naturschutzes im Umfeld der geplanten Anlage mehr Nachdruck zu verleihen. Die Betreibergesellschaft KNRN kalkuliert mit 135.000 t Klär- schlamm pro Jahr. Diese Mengen werden teilweise bis zu 170 km per Lkw nach Hildesheim gelie- fert. 23 Kommunen mit 57 Klärwer- ken werden ihren Dreck anliefern, statt eine regionale Verwertung dort durchzuführen, wo der Klär- schlamm entsteht. Der Verbleib der bei der Verbren- nung entstehenden Asche, aus der Phosphor gewonnen werden soll, ist genauso ungeklärt wie das Ver- fahren zur Gewinnung des Phos- phors aus der Asche. Die EU und zzt. 50 Kommunen in Deutschland haben inzwischen den „Klimanotstand“ ausgerufen. Seit Monaten finden Demonstra- tionen für mehr Klimaschutz statt. Wie passt das geplante Vorhaben in diese „Landschaft“? Der Hildesheimer Standort der Kläranlage liegt auf 73 m Höhe NN in einer Senke, alle umliegenden Ortschaften liegen deutlich höher: Osterberg 170 m Himmelsthür 100 m Giesen 95 m Drispenstedt 95 m Asel 90 m Robert-Bosch-Gesamtschule und Walter-Gropius-Schule 90 m Bavenstedt 89 m Gewerbegebiet Nord 87 m Harsum 81 m Hasede 81 m Klein Förste 78 m Wie hoch muss der Schornstein daher werden, damit die Giftstoffe Quecksilber und Dioxine im höher liegenden Umland weiträumig ver- teilt werden? Der Klärschlamm wird in 57 Klär- anlagen gesammelt und über viele Jahrzehnte per Lkw quer durch Nie- dersachsen nach Hildesheim trans- portiert. • Es wird wohl keine Transporte per Bahn oder Schiff geben, da Zwischen der Kläranlage und dem Hafenbecken soll die Monoklärschlammverbrennungsanlage entstehen.
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