Halo 06-2021

18 | HALOKAZ Rundgang durch Harsum „mit neuem Blick“ Da stehe ich beim Sonntagsspa- ziergang am„Thie“, dem zentralen Dorfplatz mitten in Harsum, und lese aufmerksam (seit langer Zeit mal wieder) die große weiße Informationstafel der „Heinrich-Frei- tag-Stiftung“. Kurz zuvor hatte ich zugesagt, neu die Aufgaben des Ortsheimatpflegers zu überneh- men. Jetzt will ich deshalb genauer hinschauen auf Harsumer „Orte und Denkmale“ und auf die Geschich- te(n), die sie erzählen. A ls erstes fällt mir auf: Der kleine Obelisk direkt ne- ben dem großen Welt- kriegsdenkmal feiert in Kürze ein rundes Jubiläum, genau 150 Jah- re steht er dort. Er erinnert an die jungen Menschen aus Harsum, die im deutsch-französischen Krieg 1870/71 ihr Leben lassen mussten. Zwei Seiten des Denkmals füllen ihre Namen, die dritte Seite benennt im damals wohl gezwungenerma- ßen üblichen „Hurrapatriotismus“ den Hintergrund ihres Sterbens. Da ich kein Historiker bin, muss ich mir Näheres dazu später im Internet „ergoogeln“: Der Kriegsgrund war von den Preußen auch mit diplo- matischen Tricksereien (Stichwort „Emser Depesche“) herbeigeredet worden, eine größere Kriegsbegeis- terung (wie dann später 1914) gab es in der Bevölkerung nicht, auch nicht in Harsum! Nachdem erst fünf Jahre zuvor 1866 das Königreich Hanno- ver zu Preußen gekommen war, kam nämlich der Gestellungsbefehl aus dem fernen Berlin und die Kriegs- schauplätze waren Hunderte von Kilometern entfernt im Südwesten Preußens. Was mir am Denkmal auffällt, ist die vierte Seite, die den Zeitpunkt der Errichtung begründet: 16. Juni 1871! Auf den 16. Juni 1871 fiel ein 25-jähriges „Dienstjubiläum“ in Rom, nämlich das des damaligen Papstes Pius IX.! Zuerst bin ich über- rascht, später denke ich: „Typischer Harsumer Eigensinn, auch als Unter- tanen des protestantisch geprägten Preußen bleiben sie traditionell ka- tholisch und papsttreu und mach- ten das hier auch öffentlich“. An dieser Idee musste der dama- lige Pfarrer beteiligt gewesen sein. Recherchen in der Bistumsgeschich- te bringen eine weitere Überra- schung: Dieser Pfarrer Schmitz war erst wenige Monate im Amt und vor seiner Amtseinführung hatte es im Oktober 1870 einen so großen Auf- ruhr gegeben, dass vierzig Mann preußisches Militär in Harsum einrü- cken mussten. Es gab sogar 14 vorü- bergehende Festnahmen! Hintergrund war das (im Bistum einzigartige) Pfarrerwahlrecht der „Reiheleute“. Eine Mehrheit von 72 „Harsumer Männern“ hatte einen Priester gewählt, dem zuvor schon die Kandidatur vom Bischof ver- boten worden war, erst recht nun die Annahme der Wahl. Als der mit 45 Stimmen zweitgewählte Pfarrer Schmitz auf Hildesheimer Geheiß seinen Dienst antreten wollte, hat- te man ihm dann gewaltsam seinen Einzug ins Pfarrhaus verweigert. Der Blick ins Diözesanarchiv zeigt: Die Zeitung des Bistums hatte auch damals kein Interesse an Skandal- geschichten, nichts von diesen Er- eignissen wurde berichtet. Pfarrer Schmitz hat sich trotz des erlittenen Unrechts nie als Gewaltopfer in- szeniert. Sein kluges und feinfüh- liges Auftreten als Seelsorger und Mensch, sein Respekt vor den Harsumer Traditionen und Eigenhei- ten und vor den Verantwortlichen im Dorf hatten ein entsprechendes Echo. Ein Buch zur Bistumsgeschich- te vermerkt: „Sein umsichtiges, maßvolles Verhalten brachten ihm rasch die Akzeptanz der ganzen Ge- meinde. Als er Harsum 1889 verließ, wurde dies sehr bedauert.“ Am Thie, übrigens ganz in der Nähe des Obelisken vom Juni 1871, haben unsere Vorfahren zeitgleich ein „Naturdenkmal“ gepflanzt, das bis heute zeigt, was wirklich wich- tig ist …! Über diese „Friedenseiche“ soll aber demnächst an dieser Stel- le noch einmal mehr berichtet wer- den. Siegfried Mehwald, Ortsheimatpfleger Hier die interessante vierte Seite des Denkmals von 1871. Foto: Gerhard Schütte Austräger/in gesucht! In der Ortschaft Borsum benöti- gen wir dringend eine/n neue/n Austräger/in für die HALOKAZ. Interessenten wenden sich bitte umgehend an Frau Köhler, Tel. 0 51 27/90 20 40 0151 2229 8842 brittalaube@t-online.de www.HPPsychLaube.de Windmühlenstraße 6 31177 Harsum • GT Machtsum Britta Laube Heilpraktikerin für Psychotherapie • Gesprächstherapie, Imaginationsarbeit • Systemische Aufstellungsarbeit (nächste Gruppentermine: s.u., Einzeltermine nach VB) • Jin Shin Jyutsu (jap. Heilströmen) system. Aufstellungen (Gruppe) am 18.7. und 15.8.2021 – gern auch zum Kennenlernen Ich wünsche eine genussvolle Sommerzeit!

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