Halo 11-2020
HALOKAZ | 11 Klärschlammbehandlung mittels Pyrolyse in Niederfrohna Und es gibt sie doch: Eine einfache, effiziente und emissionsfreie Behandlung von Klärschlamm Leserbrief Am Dienstag, dem 29.9.2020, besuchten wir (3 Mitglieder der Bürgerinitiative und Julia Stock, die Vorsitzende des Regionsverbandes Hannover der Grünen sowie das Gastehepaar Lemke von der BI Isernhagen) den Abfallzweckver- band in Niederfrohna bei Chemnitz in Sachsen, um die dortige Pyroly- seanlage zu besichtigen. D ie Pyrolysetechnik ist eine effektive Alternative zur Ver- brennung, die im mittleren Temperaturbereich die organischen Schadstoffe eliminiert und dabei nicht CO₂ in die Luft abgibt, sondern das Kohlendioxid in einer festen Carbonisatform bindet. Dr. Steffen Heinrich, der Leiter und Entwickler dieser Anlage, refe- rierte anfangs über die Entstehung und den Betrieb dieser Anlage. Er wies zunächst darauf hin, dass es auf demWeg bis zur Fertigstellung auch einige Schwierigkeiten zu überwin- den galt. Doch jetzt arbeite diese Pyrolyseanlage bedarfsgerecht für rund 40.000 Einwohnereinheiten störungsfrei. Seit dem 1.4.2020 gab es lediglich eine 3-tägige Unterbre- chung wegen des Austausches ei- nes Abgasrohres. Der tägliche Betrieb, bei dem es zu keinerlei Geruchs- oder Lärm- belästigung kommt, bedarf täglich einer ca. 30-minütigen „Überwa- chung“ durch einen Klärwerksange- stellten, läuft vollautomatisch und nahezu wartungsfrei. Dadurch, dass kein zusätzlicher Klärschlamm angeliefert werden muss, entfallen Transporte, die nicht nur für Lärm, sondern auch für ei- nen gehörigen CO₂-Ausstoß verant- wortlich sind. Bei der in Hildesheim geplanten Monoklärschlammver- brennungsanlage werden voraus- sichtlich rund 2.000 t CO₂ allein durch den Transport entstehen. Eine CO₂-Ersparnis gibt es lediglich für den „Anlieferer“, der derzeit seinen Klärschlamm im Ausland entsorgt. Das bei der Pyrolyse entstehende CO₂ wird im Endprodukt, dem Car- bonisat, für viele Jahre gebunden und kann mit in den Boden ein- gearbeitet werden. Regelmäßige Tests belegen, dass das bei der Py- rolyse entstehende Carbonisat ein rückstandsfreies und sofort pflan- zenverfügbares Produkt ist, das sich für die Bodendüngung sehr gut eig- net. Dieses Carbonisat, das bisher nur in Schweden zur Düngung der Felder erlaubt ist, wird über kurz oder lang auch im Rest Europas den Weg auf die Felder und Gärten fin- den. Das Beispiel Schweden wird gegen allen Lobbyismus Schule ma- chen. Die bei dem Pyrolyseprozess ent- stehenden Abgase werden in einen mit Holzschnitzeln und Zweigen ge- füllten Container geleitet, in dem dann u.a. die Restfeuchte aufgefan- gen wird. Ein Schornstein, dessen Höhe erst noch ermittelt werden muss und der die Abgase der geplanten Mo- noklärschlammverbrennungsan- lage in höheren Luftschichten ver- breiten soll, ist nicht nötig. In Hildesheim werden wir Men- schen, die Tiere und die Umwelt zu- künftig völlig unnötig dem Auswurf von Quecksilber, Stickoxiden und Schwermetallen ausgesetzt. Dar- an ändern auch die von der KNRN mehrfach herausgegebenen Infor- mationen nichts, dass man bei den Emissionen die vorgeschriebenen Grenzwerte einhält. Und so bleiben resümierend den besorgten Bürgern der Stadt und des Landkreises eine ganze Reihe von Fragen, von denen hier nur eini- ge aufgeführt sind: Warum hat der Stadtrat nach sehr einseitiger Information durch Dr. Voss von der KNRN den Bau der Monoklärschlammverbrennungs- anlage ohne Zeitdruck und ohne Informationsanalyse anderer Ver- fahrenstechniken, wie die der Py- rolyse, im Hafenbecken beschlos- sen? Dies obwohl der Standort („im Potte“) der niedrigste der ganzen Umgebung ist, viele Menschen in unmittelbarer Nähe leben und Na- turschutzflächen direkt angrenzen. Die Emissionen werden je nach Wind- und Wetterlage die Bürger der Stadt und der nahegelegenen Gemeinden stark treffen und im „Potte“ hängen bleiben. Das Ha- fenbecken liegt nur 70 m über NN, Asel 90 m über NN, Harsum und Ha- sede 80 m über NN. Die Stadt wird im Westen flankiert durch den Gall- berg (120 m ü. NN, den Finken- und den Lerchenberg (bis 230 m ü. NN), im Osten durch den Galgenberg mit dem Spitzhut zwischen 150 und 200 m über NN). Warum ist der Landkreis als Nach- bar und Betroffener nicht in die Ent- scheidung über eine solche Anlage eingebunden worden, ist doch die Trimodalität (Anlieferung per Bahn, Schiff und Lkw) nicht gegeben und die Anlieferung lediglich per Lkw möglich? Inwieweit sind den Verantwortli- chen die Baukosten, die Unterhal- tung, die Rückbaukosten und die Entsorgung der Asche bereits be- kannt und in die Entscheidung ein- geflossen? Die Kosten werden ja auf alle Bürger umgelegt. Ist den Entscheidungsträgern be- kannt gewesen, was bei Störfällen, die möglicherweise durch Hoch- wasser entstehen können, die Bür- ger und Bürgerinnen erwartet? Die in Niederfrohna errichtete An- lage wurde zu 80 Prozent von der EU finanziert und ist im Bausteinprinzip beliebig erweiterbar, z.B. auch auf die Stadt und den Landkreis. Hat man im Stadtrat auch darüber nach- gedacht und das in die Entschei- dung einfließen lassen? Die Bau- kosten der in Hildesheim geplanten Verbrennungsanlage werden um ein Vielfaches höher sein als in Nie- derfrohna. Diese sowie die Transport- und die Unterhaltungskosten werden auf die Bürger aller beteiligten Städ- te und Gemeinden umgelegt. Ob alle wissen, was da in den nächsten 50 Jahren auf sie, ihre Kinder und Enkelkinder zukommt? Diese Kos- ten hätte man im Verbund mit dem Landkreis deutlich überschaubarer halten können. Bleibt auch noch die Frage, wa- rum der Oberbürgermeister in ei- ner Ratssitzung den engagierten Mitgliedern der Bürgerinitiative ge- gen die geplante Anlage Lügenge- schichten unterstellt und sie damit öffentlich diffamiert? Fragen über Fragen – und alle sind nicht oder nur unzureichend beantwortet worden. Da kann man zum Schluss wie so oft nur festhalten: „Quod erat expectandum: pe- cunia non olet (Wie nicht anders zu erwarten war: Geld stinkt nicht)!?!“ Friedel Reinecke, Harsum Besuch in der beeindruckenden Pyrolyse-Anlage des Abfallzweckverbandes Niederfrohna in Sachsen (v.l.): Karl-Heinz Kothe, kniend Heidrun Lemke (BI Isernhagen), sitzend Julia Stock, dahinter stehend Dr. Steffen Heinrich (Ge- schäftsführer der Anlage), Henry Becker, Friedel Reinecke und Siegfried Lemke von der Bürgerinitiative in Isernhagen. Engelbert W I R S I N D I MM E R F Ü R S I E D A ! Tischlermeister Mittelstraße 17 31177 Harsum Tel.: 0 51 27/60 38 Fax: 6 90 81 Mitglied im Bestatterverband Niedersachsen e.V.
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