Halo 11-2020
26 | HALOKAZ Ein halbes Jahrhundert für Orgel und Kirche Organist Theodor Schrader spielt seit 50 Jahren die barocke Orgel in der Borsumer St.-Martinus-Kirche Unzählige Male hat Theodor Schrader die Stufen zur Orgelem- pore in der Borsumer St.-Marti- nus-Pfarrkirche erklommen. Seit nunmehr 50 Jahren spielt der heute 88-jährige Organist dort die Kirchenorgel zu Gottesdiensten, Hochzeiten oder Beerdigungen. B ereits als Vierzehnjähriger hatte er seinen ersten Or- gel-Auftritt, denn damals durfte er beim Restaurieren der im Jahr 1767 erbauten Orgel eini- ge kleine Pfeifen auf die Empore tragen. In einer von seinem Bruder Raimund Schrader, dem ehemali- gen Ortsheimatpfleger in Borsum, verfassten Chronik „Borsum von 1800 bis 1995“ steht für das Jahr 1970 kurz und knapp beschrieben, dass „… Theo Schrader nach dem Tod von Lehrer Franz Herbst ab September neuer Organist der ka- tholischen Kirche ist und auch die Leitung des Chores der Kolpingfa- milie übernimmt. …“ Damals war er bereits 38 Jahre alt. Bis dahin hatte er noch nie an der fast zehn Meter hohen und sieben Meter breiten Borsumer Barockorgel mit ihren 2000 klei- nen und großen Pfeifen gespielt. Die kleinste Pfeife misst nur drei Zentimeter und die größte ist 2,40 Meter lang. Mit ihren 25 klingen- den Registern und den zwei Cym- belsternen als Effektregister ist das Spielen an der Orgel schon eine besondere Herausforderung. Auf der Spitze der Orgel thront König David mit einer Harfe. Vor seinem Amtsantritt als Or- ganist in Borsum hatte er bereits einige Jahre die Orgel in der Hil- desheimer Kreuzkirche gespielt und in anderen Kirchen schon mal ausgeholfen. Das Klavier- und Orgelspielen war ihm aber schon als junger Bub vertraut. Theodor Schrader wurde am 8. März 1932 in Borsum geboren und besuchte hier die Volksschule. Sein Abitur machte er 1951 am Josephinum und studierte danach Theologie in Fulda. Später wechselte er dann als Volksschullehrer nach Sarstedt. Da im Hause Schrader ein Kla- vier stand, lernte er von Onkel Jo- hannes und Vater Theodor schon als Schuljunge so ganz neben- bei das Spielen des Instruments. Dann nahm er nur drei Stunden Orgelunterricht beim damaligen Domorganisten Theodor Gronen, der in Hüddessum wohnte und kurz danach verzog. Wenig später war dann Otto Dunkelberg Organist in Hildes- heim, der zuvor die weltgrößte Domorgel in Passau gespielt hat- te. Er gab dem begabten Jungor- ganisten Schrader noch so einige Tipps beim Spielen auf der Bor- sumer Orgel. Ansonsten brachte sich Schrader das Orgelspielen mit großer Leidenschaft selbst und nach Gehör bei. Während seines Studiums in Fulda spiel- te er dort sogar einmal die große Orgel im Dom. Als er 1970 seinen Dienst in Borsum übernahm, war in dem Jahr nicht nur sein Vorgän- ger Herbst, sondern auch Dechant Heinrich Krone und Küster Hein- rich Kaune verstorben. Ihm stand im Grunde nur Ursula Wawrzinek zur Seite, die von 1944 bis 2014 über 70 Jahre auch Orga- nistin in Borsum war und im Alter von 94 Jahren aus gesundheitli- chen Gründen kürzertreten muss- te. Sie verstarb im Februar 2019 im Alter von 99 Jahren. Ihre Todes- anzeige mit Bild hat Schrader aus Respekt und in Erinnerung an die gute Zusammenarbeit über die Tasten der Orgel geheftet. „Für mich ist das Spielen der Or- gel als Organist keine Funktion, sondern ich bin selbst einer der Teilnehmer amGottesdienst in der Kirche“, bemerkt Schrader. Beson- ders die feierlichen Gottesdienste hätten es in sich und seien auch für ihn verdammt aufregend. „Die Musik bei den Zwischenspielen gestalte ich ohne Noten am liebs- ten immer so wie Filmmusiken im Hintergrund“, sagt Schrader, der sonst bei den Liedern zum Singen nur das Gotteslob zur Hilfe nimmt. Schon lange geht es ihm auch nicht mehr ums Geldverdienen. Bis heute hat er an der Orgel „gro- ßen Spaß“ und er gibt hin undwie- der auch mal ein kleines Konzert, wie seit Jahren im Rahmen der Borsumer Martinsmärkte. Mittler- weile hat sich das Gottesdienstan- gebot leider reduziert, eine Messe findet nur noch zweimal am Wo- chenende statt. Hinzu kämen, so Schrader, noch die Einschränkun- gen wegen der Corona-Krise, die hoffentlich bald vorbei ist. Die inzwischen 253 Jahre alte Orgel in der Borsumer Pfarrkirche wurde erstmals im Jahr 1825 repa- riert. Nur ein Jahr später schlug ein Blitz in die Orgel ein und ruinierte sie. Danach wurde sie wieder in- stand gesetzt. Weitere Reparatu- ren erfolgten 1864, 1899, 1937 (mit Elektrifizierung) und 1946. In den Jahren 1969 und 1970 habe die Orgel eine völlig neue Mechanik erhalten, erinnert sich Schrader und spielt spontan zur Entspan- nung kurzerhand aus dem Kopf ein Werk von Johann Sebastian Bach. htw Voll konzentriert spielt Theodor Schrader, wie immer in den letzten 50 Jahren, die barocke Orgel in der Borsumer Kirche. Die Barockorgel auf der Empore der Kirche hat stattliche Ausmaße. Fotos: Hans-Theo Wiechens 05127 700 für Sie vor Ort! Krankenfahrten sitzend, auch im eigenen Rollstuhl! 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