Halo 11-2020

30 | HALOKAZ Kalender der Religionen Herausgeber: Druckhaus Köhler GmbH Siemensstraße 1–3 31177 Harsum Tel. (0 51 27) 90 20 4-22 Verteilungsgebiet: Alle Ortschaften der Gemeinde Harsum Auflage: 5400 Exemplare E-Mail: info@halokaz.de Redaktion: matthias.pioch@druckhaus-koehler.de Impressum Gut geschützt, wenn’s knallt Wechseln Sie jetzt zum fairsten Kfz-Versicherer! VGH Vertretung Daniel Hunke Hildesheimer Str. 14 31177 Harsum Tel. 05127 409690 Fax 05127 409692 www.vgh.de/daniel.hunke hunke@vgh.de Vor 75 Jahren: Das Kriegsende in Asel (Teil 1) Mit der bedingungslosen Kapitu- lation Nazi-Deutschlands vor den Alliierten endete im Mai 1945 der 2. Weltkrieg. Der ehemalige Aseler Ortsheimatpfleger Aloys Köhler hat nun, 75 Jahre nach Kriegsen- de, seine Erinnerungen an diese bedeutungsvolle Zeit, die er als Schuljunge in seinem Heimatort miterlebte, im nachfolgenden Text niedergeschrieben. Sie sollen so einerseits vor dem Vergessen bewahrt werden und andererseits als Mahnung für nachfolgende Generationen dienen. 5./6.4.1945 Die alliierte Westfront rückte im- mer näher. Die Weser war kein Hin- dernis mehr und wurde überquert. Hameln musste von den Resten der deutschen Wehrmacht aufgegeben werden. Die HAZ schrieb dazu unter „Zeit- zeichen“: „Mit der angeblichen Wunderwaffe, die nach Darstellung der Nazipropaganda die Wende und den Endsieg bringen soll, ist es vorbei. An diesem Donnerstag wer- den die Angriffemit V2-Raketen ein- gestellt.“ Und weiter heißt es: „Ame- rikanische Truppen setzen südlich von Hameln über die Weser, lassen die Stadt jedoch zunächst links liegen. Weiter nördlich sprengen deutsche Kommandos die Weser- brücke bei Stolzenau …– Die letzte bemerkenswerte Tat des hannover- schen Gauleiters Lauterbacher ist ein Aufruf mit dem Kernsatz ,Lieber tot als Sklav‘. Lauterbacher setzte sich nach Süddeutschland ab.“ 6.4.1945 Bei Petershagen, nördlich von Min- den, setzt eine britische Luftlan- de-Division über die Weser. Zu ei- nem Gegenangriff bei Stolzenau treten 2 SS-Kompanien an. Sie kön- nen die Briten nur kurzzeitig auf- halten. In Asel zog man die älteren Män- ner, die im Dorf verblieben waren und für die Front nicht geeignet schienen (also nicht KV, d.h. kriegs- verwendungsfähig, waren) zusam- men. Sie mussten nachts Streife gehen und wurden als Wachen ein- geteilt, denn es bestand ja noch im- mer absolutes Verdunklungsgebot. Als Bewaffnung erhielten sie Pisto- len. Äußerlich erkennbar trugen sie eine Armbinde. Um die Amerikaner im Raum Hil- desheim aufzuhalten, sprengten deutsche Spezialkommandos die Kanalbrücken. Ob man tatsächlich glaubte, mit dieser Maßnahme den Vormarsch der Amerikaner wirklich aufhalten zu können? In Asel bereiteten sich die Volks- sturmmänner nunmehr auf die Verteidigung des Ortes vor. Aus diesem Grund wurden sie mit ver- alteten belgischen bzw. hollän- dischen Karabinern und ein paar Schuss Munition ausgerüstet. Als Verteidigungslinie hat man den Bahndamm der Eisenbahnstrecke von Hildesheim nach Lehrte im Be- reich Asel ausgemacht. Mein Vater war auch dabei. Ich erinnere mich noch genau, wie er sich verabschie- dete. Zum Essen kamen die Männer allerdings wieder nach Hause. Da wir Kinder neugierig waren, schauten wir uns dieses Verteidi- gungsvorhaben natürlich ganz aus der Nähe an. Die Volkssturmmän- ner sahen das aber nicht so gern und schickten uns wieder nach Hause. Man rief uns zu: „Geht nach Haus, der Feind kommt …!“ Mich beschäftigte neben der Fra- ge nach der Verteidigung beson- ders das „Warum“. Mein Vater sagte mir (er musste das wohl so sagen): „Wenn die Soldaten kommen und uns alles nehmen wollen, dann müssen wir uns doch verteidigen!“ Meine Gedanken aber waren: Was sollen die uns wegnehmen? Die kommen und gehen, denn die wol- len ja auch mal wieder nach Hause. Wir aber bleiben hier! Diese Aktion dauerte nur wenige Tage. Die regulären Verteidigungs- verbände der stark zusammenge- schrumpften Reste der deutschen Wehrmacht zogen sich immer wei- ter zurück. Sie erreichten auf ihrem Rückzug auch unser Dorf Asel und verstärkten den Volkssturm. 7.4.1945 DieHAZ schriebaus der Erinnerung: „Hameln, Stadthagen, Wunstorf, Hoya und Hildesheim werden be- setzt. In Lüneburg kommt es zur ,Tragödie KZ-Zug‘. Bomber greifen den Güterbahnhof an. Ein Zug mit rund 400 Häftlingen steht auf Gleis 31. Mehrere Bomben treffen den Zug. Ein Augenzeuge sieht ,sehr viele Tote‘. Bewacher erschießen Häftlinge, die vor Bomben weglau- fen.“ In unserem Bereich erreichen die Amerikaner inzwischen die Orte westlich des Osterbergs und der Giesener Berge (Emmerke, Rössing und Giesen). Mit ihren Panzern be- ziehen sie Stellung im Bereich Os- terberg und Giesener Berg. Zu die- ser Zeit befanden sich immer noch Soldaten der deutschen Wehr- macht auf dem Hildesheimer Flug- hafen. Franz Hogrefe erinnert sich: „Kurz vor der ,Übergabe‘ beschos- sen die Jabos (Jagdbomber) das Flughafengelände in der Vermu- tung, dass dort Widerstand zu er- warten sei. Die dort noch befindli- chen Soldaten suchten fluchtartig Schutz in der Umgebung, u.a. auch in Richtung Asel. Am Bahndamm trafen sie zusammen, um imNotfall Deckung unter den Bahnbrücken zu finden. Einige liefen auf dem Mühlenweg in Richtung Asel. Bei diesen Fluchtbewegungen wur- den sie aus der Luft von Jabos be- schossen. Es gab Verwundete. Die Amerikaner bereiteten ihren Vormarsch systematisch und stra- tegisch überaus sensibel vor. Ver- mutete ,Widerstandsnester‘ schal- tete man aus der Luft durch die Unterstützung der Jabos aus. Sie reduzierten das Risiko der Verwick- lung in Bodenkämpfe auf ein Mi- nimum. Auf diese Weise machten sie auch die Mannschaft mitsamt ihrem 8,8-cm-Geschütz, das sich am Ortsausgang von Himmelsthür befand, unschädlich.“ Fortsetzung folgt

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